Die digitale Reise der Assekuranz: ein Boxenstopp

Auf dem Partnerkongress der Versicherungsforen Leipzig diskutierten über 350 Experten, wie die digitale Transformation der Assekuranz gelingen kann. Eine kleine Zusammenfassung.

Ich hatte im Vorfeld der Veranstaltung ja die Frage gestellt, wohin die digitale Reise der Branche geht und ich erhielt tatsächlich einige interessante Antworten.

Innovation ist kein Sprint, sondern ein Marathon

Der Begriff FinTech ist meiner Wahrnehmung nach kaum gefallen. Allerdings sind sich die Versicherer der Herausforderungen, die die fortschreitende Digitalisierung mit sich bringt, durchaus bewusst. Das war sowohl in den Vorträgen als auch in persönlichen Gesprächen deutlich spürbar. Auf den Punkt brachte es für mich Martin Pluschke, Referent Mobile Strategy bei der ERGO Direkt:

„Das Wachstumspotenzial der Zukunft liegt in digitalen Geschäftsmodellen und wir als Versicherungsunternehmen müssen lernen wie ein Digitales Unternehmen zu denken. Und ich spreche bewusst von ‘wir’ – denn eins muss auch klar sein. Wenn die Flut kommt – hebt sie alle Boote an”.

Folgerichtig appellierte er an die Branche, mutig zu sein und eine Kultur des Scheiterns zu leben. Das ist die Basis für eine systematische Innovationsgenerierung und damit für Zukunftsfähigkeit. Aus meiner Sicht gilt es, die Machtlosigkeit zu überwinden. Zu viele Versicherer sind heute noch in ihren schwerfälligen Strukturen und der regulatorischen Bürokratie gefangen. Die (schnelle) Entwicklung innovativer Ideen ist damit nahezu unmöglich. Dass aber gerade dies von entscheidender Bedeutung ist, machte Alexander Huth (Talanx Deutschland Bancassurance Kundenservice) deutlich. Er wies darauf hin, dass sowohl in der Produktentwicklung als auch bei der Einführung und Abwicklung Geschwindigkeit gefragt ist. Dieser Parameter entscheidet, wer zukünftig eine führende Rolle in der Versicherungsbranche einnehmen kann.

Hinterm Horizont geht’s weiter…

Wie man die Herausforderung angehen kann, zeigten Roland Farnbacher (ERGO Direkt iLab) und Bernd Scharrer (Allianz Digital Accelerator). Beide Assekuranzen bearbeiten das Themenfeld der Digitalisierung in speziellen Einheiten – verfolgen dabei aber unterschiedliche Ansätze: die Allianz setzt mit ihrem Accelerator auf die Kooperation mit jungen, innovativen Unternehmen, die ERGO betreibt mit ihrem Direkt iLab interne Ideenfindung. Das kleine, wendige Team generiert und testet Neues abseits der Unternehmenslinie. Beide Wege bieten die Chance, verkrustete Strukturen aufzubrechen und sich neu am Markt zu positionieren.

Eine Fahrt im Aufzug

Sehr spannend fand ich die Auftritte von Community Life, Friendsurance und ServiceOcean, die ihre Produkte in einem jeweils fünfminütigen Elevator Pitch präsentierten. Hier war der Digitalisierungsgedanke förmlich zu greifen. Und wichtiger noch: Bei allen Produkten war ein Win-win-Szenario erkennbar – es profitieren sowohl der Versicherer als auch der Endkunde.

Auf zum digitalen Selbstversuch

Auch in diesem Jahr hat der Partnerkongress interessante Perspektiven für die Versicherungsbranche aufgezeigt. Jetzt gilt es zu prüfen, wie die einzelnen Puzzlestücke ins große Ganze passen. Denn im Zusammenfügen der Denkansätze besteht aus meiner Sicht die größte Herausforderung. Wohin uns die Reise führt, werde ich in den nächsten Wochen selbst testen: Ich habe sie gesehen – die App, die unser Fahrverhalten aufzeichnet und auswertet. Ein tolles Fahrverhalten wird z.B. mit einem Gutschein von Starbucks belohnt, ein nicht so tolles… Bald weiß ich mehr.

 

Bildquelle: Shutterstock

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