Gestern, heute und morgen: Quo vadis FinTech?

Wohin geht die FinTech-Reise? Ein Rückblick auf die Investitionen 2016 und ein Ausblick auf die Potenziale 2017.

Besser spät als nie: Das gilt auch für diesen Blogbeitrag. Im Kopf habe ich ihn bereits seit Ende letzten Jahres – und zwar im Zusammenhang mit dem achten FinTech Forum, das im November in Frankfurt am Main stattfand. Für alle, die die Veranstaltung nicht kennen: Das Forum identifiziert Innovatoren, Disruptoren und Hidden Champions des Financial-Service-Sektors und bringt sie mit Investoren und Banken zusammen.

In den letzten drei Jahren knüpften mehr als 200 Start-ups Kontakte mit rund 350 Investoren und Investments von über 100 Millionen Euro wurden realisiert. Eines wurde auf der Veranstaltung deutlich: 2016 war ein bewegtes Jahr für die FinTech-Szene. Den Kinderschuhen entwachsen, wird sie sich 2017 weiter professionalisieren. Wagen wir also einen kleinen Rück- und Ausblick.

Investitionen auf konstantem Niveau

Noch liegen nicht alle Zahlen abschließend vor, aber die Gesamtinvestitionen in FinTechs dürften für 2016 auf einem ähnlichen Niveau liegen wie 2015. Und das trotz eines massiven Einbruchs im dritten Quartal. Die weltweiten Investitionen sanken im Vergleich zum zweiten Quartal um fast 70 Prozent von 9,4 Mrd. $ auf 2,9 Mrd. $. Zurückzuführen ist diese Entwicklung in erster Linie auf die geringe Zahl an Mega-Deals in dieser Zeitspanne. Vielleicht ein erstes Indiz dafür, dass der Hype abklingt und zukünftig eher kleinere Deals den Markt dominieren werden?

Zu dieser Einschätzung kommt zumindest der aktuelle Fintech-M&A-Report der Anwaltskanzlei White & Case, der kurz nach dem Jahreswechsel für folgende Schlagzeile sorgte: Anstieg von Bewertungen, Investments und M&A-Transaktionen bei Technologie-Unternehmen im Bereich der Finanzdienstleistungen erwartet. Demnach rechnet die Mehrheit der Top-Entscheider aus der weltweiten Finanzindustrie mit einer zunehmenden Anzahl von Transaktionen mit Beteiligung von Financial-Technology-Firmen – und das trotz sehr hoher aktueller Bewertungsniveaus. Allerdings nehmen die Befragten gleichzeitig an, dass zukünftig eher kleinere Deals im Fokus stehen.

Samarth Shekhar, Co-Founder des FinTech Forums, präsentierte im Zuge des achten Forums einige der Top Fundings 2016 – die Spitzenpositionen gehen dabei klar nach China, danach folgt mit etwas Abstand die USA. In Europa finden sich auf den vorderen Plätzen mit N26, FINANZCHECK, Spotcap und smava immerhin gleich vier deutsche FinTechs.

Ausgewählte FinTech Top Fundings im ersten Halbjahr 2016
Ausgewählte FinTech Top Fundings im ersten Halbjahr 2016; Quelle: TechFluence

Lending mit großem Potenzial

Auf dem letzten FinTech Forum des Jahres 2016 buhlten 15 Start-ups um die Gunst von 16 potenziellen Investoren und stellten in jeweils sieben Minuten ihre Geschäftsmodelle vor. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Pitch der E-Finance-Plattform WROOMER. Das Münchner FinTech bietet einen neuen Weg der Fahrzeugfinanzierung und arbeitet dabei mit AutoScout24, der SKG Bank sowie der Postbank zusammen. Klassisches Lending also.

Blickt man auf die Top Fundings 2016, wird deutlich, dass Lending die Pole Position einnimmt. Ein Trend, der sich laut Fintech-M&A-Report fortsetzen wird: Die Befragten erwarten, dass der Lending- und Crowdfunding-Sektor die Transaktionen dominiert. Weiteres Potenzial vermuten sie in den Themen Blockchain, Zahlungsverkehr, digitale Vermögensverwaltung sowie Regulierung.

Bezogen auf die Regionen sehen die Umfrageteilnehmer Nordamerika vorne, gefolgt von Asien (China & Indien) und danach Europa. Aufgrund des hohen Wachstums in den letzten zwei Jahren wird erfreulicherweise gerade in Deutschland eine rege Aktivität erwartet. Eine Prognose, die sich mit dem steigenden Erfolg des FinTech Forums deckt: 2013 gestartet, ist es heute der größte Hub für FinTechs in Kontinentaleuropa. Inwieweit der Standort Deutschland vom Brexit profitieren kann, bleibt abzuwarten. Ein erster Indikator könnte sein, dass die Venture-Capital-Investitionen in Deutschland sowohl im zweiten als auch im dritten Quartal 2016 über denen des Vereinigten Königreichs lagen.

Kooperation anstatt Konfrontation

In unserem Innovation Report Banking bemängelt meine Kollegin Christine Spietz, dass die wenigsten Banken die Chancen konsequent nutzen, die FinTech-Lösungen bieten. Trotzdem waren 2016 einige interessante Kooperationen zu beobachten. Exemplarisch möchte ich hier die Übernahme der Fidor Bank durch die französische Großbank BPCE nennen, aber auch die Investments der PostFinance in moneymeets und Tilbago. Die Bewegung im Markt ist klar spürbar und wird auch von der Befragung von White & Case gestützt: 50 Prozent der teilnehmenden Entscheider aus der Finanzindustrie gaben an, in den nächsten zwölf bis 24 Monaten mit einem FinTech kooperieren zu wollen. Rund ein Drittel plant die Beteiligung oder eine vollständige Übernahme. Vieles deutet also in Richtung Kooperation.

Es bleibt damit auch 2017 spannend. Wie sehen Ihre Prognosen und Erwartungen für das neue FinTech-Jahr aus? Ich freue mich auf Ihr Feedback!

 

Bildquelle: Shutterstock

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