Banken vs. FinTech: Mit Copy & Paste zurück auf die Erfolgsspur?

Sind Banken die besseren FinTechs? Die Commerzbank lässt es auf einen Versuch ankommen und wagt sich an eine neue Kreditplattform für den Mittelstand.

In unserer FinTech-Studie hatten wir Mitte letzten Jahres vor allem einem Geschäftsfeld ein hohes Eruptionspotenzial zugeschrieben: Unternehmenskrediten für KMU.

In der PASS FinTech-Studie wurde FinTechs, die Unternehmenskredite für KMU bereitstellen, das höchste Eruptionspotenzial bescheinigt

 

Die Idee dahinter ist so einfach wie genial – Kreditsuchende und Investoren werden direkt zusammengebracht, das FinTech übernimmt die Abwicklung. Anstatt in abstrakte Bankprodukte wird in Projekte mit Gesichtern, in nachvollziehbare Produkte und Dienstleistungen investiert. Ein Frontalangriff auf das Kerngeschäft der Banken – auch wenn die Banken diesen Angriff (mit Blick auf das Transaktionsvolumen) zunächst höchstens belächelten. Wir stellten bereits 2015 die Frage: Brauchen Mittelständler eigentlich noch Banken für Kredite? In diesem Zuge beleuchteten wir u.a. Zencap und Fleximize, die mit schlanken Prozessen sowie flexiblen Rückzahlungsmöglichkeiten überzeugen.

Start-ups als attraktive Zielgruppe

Nun, ein Jahr später, haben alternative Finanzierungslösungen durchaus ihr Klientel gefunden. Die Peer-to-Peer-Kreditplattform auxmoney hat nach eigenen Angaben bisher mehr als 78.000 Kreditprojekte finanziert und die Zahl steigt stetig. Laut auxmoney-Gründer Philipp Kriependorf liegt die Ausfallquote unter drei Prozent. Attraktiv ist das Angebot vor allem für Start-ups sowie deren Investoren. Banken verlieren in diesem Kontext ihre Daseinsberechtigung. Zumal auch beim Thema Zahlungsverkehr alternative Anbieter wie NUMBER26 oder die Fidor Bank ins Spiel kommen.

Banken rüsten zum Gegenangriff

Dass die Zeit des Belächelns vorbei ist, zeigen aktuelle Meldungen: Die Commerzbank plant, noch im ersten Halbjahr 2016 mit ihrer eigenen Kreditvermittlungsplattform Main Funders zu starten. Und sie gibt offen zu, damit das Geschäftsmodell von FinTechs zu kopieren. Warum wählt eine klassische Geschäftsbank diesen Weg? Aus strategischer Sicht ist das Vorgehen einfach nachvollziehbar: Es zielt auf den Kunden von morgen ab. Wenn ein Start-up auch ohne Bank zu einem florierenden Unternehmen heranwachsen kann – warum sollte es im weiteren Verlauf dann auf die Dienstleistung eines klassischen Finanzinstituts zurückgreifen? Die Commerzbank versucht, diese Lücke mit Main Funders zu schließen. Ob die Rechnung aufgeht, wird sich zeigen.

Sind Banken die besseren FinTechs?

Der Zeitpunkt könnte schlechter sein – die Commerzbank kann sich über Negativschlagzeilen aus dem FinTech-Universum freuen. Die Szene hat ihren ersten Skandal und es geht dabei ausgerechnet um den Peer-to-Peer-Kreditmarktplatz Lending Club: Fragwürdige Investitionen in Fonds zwangen den Vorstandschef und Gründer Renauld Laplanche zum Rücktritt. Das sorgte für einen Kurssturz der Aktie um mehr als 40 Prozent. Außerdem berichtete die Süddeutsche Zeitung in diesem Zusammenhang von steigenden Ausfallraten bei Lending Club und ähnlichen Anbietern – erste Investoren würden nervös werden und ihr Geld von den Plattformen abziehen.

FinTechs leben aktuell vor allem von ihrem Ruf als neue, vertrauenswürdigere Player – nun könnte man sich die Frage stellen: Sind die Finanz-Start-ups am Ende auch nicht besser als die Banken? Fakt ist, dass sich die gesamte Finanzbranche im Umbruch befindet – aber warum sollten nicht auch Banken die Gunst der Stunde nutzen und das eigene Image aufpolieren? Ihre Kunden mit Innovationen begeistern, die das FinTech-Potpourri praktischerweise schon bereithält…

Der Innovation Report Banking sucht Antworten

Adaption, Kooperation oder Inkubation? Was machen Banken aus ihren Handlungsoptionen? Dieser Frage geht der Innovation Report Banking nach, der 40 Bankportale der DACH-Region auf Innovationen hin analysiert. Erste Detailergebnisse werden Mitte Juni 2016 erwartet.

Innovation Report Banking

 

Bildquelle: Shutterstock

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