Kontoführung, Zahlungsverkehr, Tagesgeld, Kredit und Kreditkarten: Wer im Banking mitmischen will, kommt um die BaFin nicht herum. Aber schützt das die Banken wirklich vor der FinTech-Konkurrenz?

Der deutsche Bankenmarkt ist streng reguliert, die Eintrittsbarrieren sind hoch. Ohne eine Vollbanklizenz ist nichts zu machen. Und dennoch sprießen FinTechs wie Pilze aus dem Boden.

Meist stürzen sie sich auf einzelne Produkte wie z.B. den Zahlungsverkehr. Erfordert das Geschäftsmodell eine Banklizenz, stellen sie dies über Partnerbanken dar. Schwieriger wird es, wenn ein ganzes Sortiment angeboten werden soll. Newcomer mit entsprechendem finanziellem Background „kaufen“ sich einfach ein. Sie beantragen eine Vollbanklizenz in der EU, engagieren ein hochkarätiges Management und bezahlen die Infrastruktur nebst IT aus der Portokasse. Facebook, Google und Apple machen es vor.

Die große Ruhe vor dem Sturm?

Zumindest in Deutschland verhalten sich die Internetriesen bisher noch recht ruhig. Ganz anders sieht es auf ihren Heimatmärkten aus. Facebook verkündete im März, dass die „Send-Money-Funktion“ im Messenger zeitnah freigeschaltet wird. Das Know-how dazu haben sie sich mit dem früheren PayPal-Chef David Marcus eingekauft. Noch erfolgt die eigentliche Zahlungstransaktion über ein „externes“ Bankkonto (per Debitkarte eingebunden). Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis Facebook ein eigenes Konto anbietet oder gar eine eigene Währung auflegt. Laut eines Bericht des Manager Magazins steht Facebook in Irland kurz vor dem Erhalt einer Banklizenz.

Google ist einen Schritt weiter und besitzt in Großbritannien eine Banklizenz. Bisher ist die Nutzung des Bezahldienstes Google Wallet in Deutschland nur im konzerneigenen Play Store möglich. Anders in den USA – hier kann auch im Einzelhandel bezahlt werden. Und seit der große Konkurrent Apple die Bühne des Zahlungsverkehrs betreten hat, darf sich Google über eine Verdoppelung der neu angemeldeten Nutzer freuen. Apple hat aber auch keinen Grund zur Klage: In den ersten 72 Stunden von Apple Pay wurden eine Million Kreditkarten für die Nutzung eingesetzt.

Deutsche FinTechs reagieren gelassen

Beeindruckende Zahlen, dennoch bieten FinTechs den Internetgiganten die Stirn. Das Berliner FinTech-Start-up NUMBER26 verfügt nicht nur über eine Send-Money-Funktion per App, sondern kommt gleich mit einem Girokonto und einer Mastercard daher. Zahlungstransaktionen, egal ob Überweisungen, Last- oder Gutschriften, werden direkt als Nachricht auf das Smartphone gesendet. Kunden haben so stets einen aktuellen Überblick. Die Bedienung soll einfach und schick sein. Eigenschaften, die besonders die anvisierte Zielgruppe der bis 35-Jährigen überzeugen sollen.

Direktbanken im Visier

NUMBER26 bläst damit auch zum Angriff auf die Direktbanken. Diese sprechen mit kostenlosen Girokonten und Kreditkarten ebenfalls die internetaffinen, kostensensiblen Kunden an. Gegenüber den etablierten Playern sehen die NUMBER26-Gründer ihr digitales Leistungsangebot allerdings klar im Vorteil: Sie erfüllen die Erwartungshaltung der mobilen Nutzer in Bezug auf User Experience und Design und treten nicht mit old-fashioned Web- und Mobileauftritten an.

Und wie kommt NUMBER26 zu einer Banklizenz? Es hat mit der Wirecard Bank einen Partner gefunden, der über eine Vollbanklizenz verfügt, selbst aber kein Interesse am Retail Banking hat. Das Geschäftsmodell überzeugt auch Investoren. In der zweiten Finanzierungsrunde sammelte das Start-up zehn Millionen Euro ein. Mit von der Partie sind u.a. PayPal-Gründer Peter Thiel sowie Tradex-Gründer Daniel S. Aegerter.

Banking ohne (traditionelle) Banken?

Im Fall von NUMBER26 stellt die Bank im Hintergrund lediglich die Infrastruktur zur Verfügung und ist damit ein reiner beliebig austauschbarer Dienstleister. Und wenn Facebook zur Bank wird und im Zahlungsverkehr mitmischt, ist das zwar ein Banking mit Bank – aber ohne traditionelle Banken! Diese drohen zumindest in Teilen ersetzt zu werden. Im Zahlungsverkehr haben sie den Anschluss schon fast verpasst, viele weitere Bereiche stehen zur Disposition. FinTechs sind überall aktiv, aber noch können Banken ihre Positionen verteidigen. Wo und wie Banken von FinTechs profitieren können, haben wir in den letzten Monaten in unserer FinTech-Studie analysiert. Zu den Ergebnissen nächste Woche mehr.

 

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Avatar
    Toni

    Ich drücke den Jungs von Number26 weiter die Daumen und hoffe das Sie den großen Banken weiter Marktanteile rauben können. Ein Klasse Service, welcher hier den Kunden geboten wird, die klassischen Banken haben hier einfach verschlafen.

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