Versicherung 3.0 – FinTechs zeigen: Online-Insurance funktioniert!

Digitalisierung bei deutschen Versicherern? Heute nur ein zartes Pflänzchen. Wie Versicherung 3.0 funktioniert, zeigen ihnen die FinTechs.

Das Gros der Versicherungsgesellschaften kann von einem digitalisierten Vertrieb nur träumen – Online-Abschlüsse sind noch immer die Ausnahme. Studien, wie die zuletzt durchgeführte PASS Studie Online-Insurance, decken dies eindeutig auf: Selbst Standardprodukte, wie z.B. eine Hausratversicherung, können nur in der Hälfte der Fälle direkt online beantragt werden. Ein echter Online-Abschluss mit sofortiger Erstellung der Versicherungspolice (Online-Policierung) ist gerade mal in zwei Fällen möglich. Noch viel zu häufig werden abschlusswillige Interessenten lediglich mit Erstinformationen versorgt und dann zur Kontaktaufnahme an einen Berater verwiesen.

Ein Staubwedel würde nicht schaden

Die Gründe für diesen angestaubten Prozess mögen vielschichtig sein. Klassische Versicherer kämpfen, bei allen Digitalisierungsversuchen ihrer Produkte, noch immer gegen die Vertriebsform, die sie von Anbeginn ihrer Geschäftstätigkeit mit Abschlüssen versorgt hat – die zahlreichen Versicherungsvertreter und Berater. Sie laufen Sturm, wenn Produktabschlüsse an ihnen vorbei direkt über das Internet getätigt werden. Das zeigt das kläglich gescheiterte Beispiel der Allianz24. Nach nur vier Jahren Online-Vertrieb von KFZ-Versicherungen wurde die Marke aufgrund des Drucks der 10.000 Allianz-Vertreter vom Markt genommen und der Bestand auf die Allianz Versicherungs-AG übertragen. Heute, sechs Jahre nach diesem Debakel, können auf der Webseite der Allianz KFZ-Versicherungen wieder berechnet und beantragt werden. Wieso jetzt funktioniert, was damals am entschiedenen Widerstand der Vertreter gescheitert ist? Ganz einfach: Die Agenturen werden dem Neugeschäft zugeordnet, der Kunde wählt im Antragsprozess eine Außenstelle seiner Wahl aus. Warum diese pragmatische Lösung erst jetzt kommt? Dazu schweigt der Konzern.

Die Trägheit der Masse überwinden

Vielfach kann das Gesetz über die Trägheit der Masse auf die Wandlungsfähigkeit der Vertriebsformen bei klassischen Versicherern übertragen werden. Diese Tatsache haben FinTechs wie Schutzklick oder Friendsurance längst erkannt. Sie agieren mit aufgeräumten Webseiten, leicht verständlichen Informationen und minimalistischen Abschlussprozessen. Dabei setzen sie auf Produkte, die bei Versicherern bisher kaum Beachtung fanden: Prämien von 3,99 Euro für einen eintägigen Radtour-Schutz oder 34,95 Euro Jahresprämie für eine Smartphone-Versicherung.

Ein kleinteiliges Geschäft, das sich nur rechnen kann, wenn Sales-Prozesse und die gesamte After-Sales-Abwicklung durchgehend digitalisiert und damit kosteneffizient sind und die kritische Masse erreicht wird. Genau hier trumpfen FinTechs wie Schutzklick mit simpel gehaltenen Online-Abschlüssen auf. Smartphone auswählen, Neupreis angeben, Seriennummer eintippen, E-Mail-Adresse preisgeben, Zahlungsart auswählen und ab zur Kasse. Mehr ist nicht nötig, um eine Smartphone-Versicherung abzuschließen. Kein unnötiges Abgreifen von Daten (Name, Adresse, Geburtsdatum) und kein Ausdrucken sowie Versenden von Vertragsunterlagen. Alles läuft rein elektronisch und papierlos. Das entspricht dem Kundenwunsch – Smartphone-Besitzer sind „die Always-Onliner“ par excellence. Sie sind es gewohnt, mit wenigen Klicks alles zu erledigen – sei es das Checken des Kontostandes oder der Waschmaschinenkauf. Sie erwarten bei allem, was sie online erledigen, die gleiche User Experience und lassen umständliche Antragsformulare mit Sicherheit links liegen. FinTech-Start-Ups haben das erkannt und lehren die Versicherungsbranche, wie Online-Insurance funktioniert.

Innovative Produkte und smarter Produktverkauf

Und noch eins zeigen sie: Auch wenn man über die Sinnhaftigkeit so mancher Angebote streiten mag – sie haben pfiffige Lösungen im Angebot. Garantieverlängerungen für einen Standmixer mit einem Neupreis von 100 Euro für 14,95 Euro oder die Reifenschutzversicherung für 5,95 Euro pro Reifen jeweils für ein Jahr. Wirklich interessant wird es allerdings, wenn man einen Blick auf die Versicherer im Hintergrund wirft. Hier sind keine Start-ups die Akteure – nein, hier präsentieren sich ganz klassische Vertreter wie die ARAG, R+V, Mannheimer Versicherung oder der Direktversicherer der ERGO, die ERGO Direkt. Das auf Schutzklick offerierte Produktangebot sucht man auf den Webseiten dieser Unternehmen allerdings vergeblich.

Warum sie nicht selbst den Weg zu ihren Kunden suchen und stattdessen das Feld an einen Vermittler abtreten? Warum sie es nicht schaffen, ihr eigenes Produktangebot so smart online zu verkaufen? Entweder sie stehen sich mit ihren angestaubten Vertriebsstrukturen selbst im Weg und können aufgrund ihrer festgefahrenen Strukturen nicht auf die stark geänderten Kundenanforderungen reagieren oder – und das wäre das Fatalste – sie nehmen die Veränderungen im Markt nicht ernst. Das würde allerdings bedeuten, sie werden von FinTechs wie Schutzklick & Co. bald gnadenlos abgehängt.

 

Bildquelle: Shutterstock

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